Die komplette historische Rede von US-Vizepräsident JD Vance bei der Münchner Sicherheitskonferenz am 14.02.2025
„Das Thema, über das ich heute sprechen will, sind natürlich unsere gemeinsamen Werte. Und wissen Sie, es ist großartig, wieder in Deutschland zu sein. Wie Sie vorhin gehört haben, war ich letztes Jahr als US-Senator hier. Ich habe den Außenminister getroffen und wir scherzten darüber, dass wir beide letztes Jahr noch andere Jobs hatten als heute. Aber jetzt ist die Zeit gekommen, dass all unsere Länder und all jene von uns, die von unseren jeweiligen Völkern mit politischer Macht betraut worden sind, diese Macht klug einsetzen, um das Leben der Menschen zu verbessern.
Ich möchte sagen, dass ich mich während meiner Zeit hier in den letzten 24 Stunden auch außerhalb der Mauern dieser Konferenz aufgehalten habe und sehr beeindruckt bin von der Gastfreundschaft der Menschen – selbst in einer Zeit, in der sie sich natürlich noch von dem schrecklichen Angriff gestern erholen. Das erste Mal, dass ich jemals in München war, war übrigens mit meiner Frau, die heute hier bei mir ist, und zwar auf einer privaten Reise. Ich habe diese Stadt immer geliebt und ich liebe auch die Menschen hier. Ich möchte nur sagen, dass wir sehr bewegt sind, und unsere Gedanken und Gebete sind bei München und bei allen, die von dem Bösen betroffen sind, das dieser wunderschönen Gemeinschaft zugefügt wurde. Wir denken an Sie, wir beten für Sie, und wir werden in den kommenden Tagen und Wochen ganz sicher hinter Ihnen stehen.
Ich hoffe, das ist nicht der letzte Applaus, den ich bekommen werde. Aber wir sind bei dieser Konferenz natürlich zusammengekommen, um über Sicherheit zu sprechen – und normalerweise meinen wir damit Bedrohungen für unsere äußere Sicherheit. Ich sehe hier heute viele hochrangige militärische Führungskräfte. Aber obwohl die Trump-Regierung sehr um die Sicherheit Europas besorgt ist und glaubt, dass wir zwischen Russland und der Ukraine zu einer vernünftigen Einigung kommen können, sind wir auch der Ansicht, dass Europa in den kommenden Jahren in großem Umfang für die eigene Verteidigung einstehen muss. Die Bedrohung, die mir in Bezug auf Europa jedoch die größten Sorgen bereitet, ist nicht Russland, nicht China und kein anderer externer Akteur. Was mir Sorgen bereitet, ist die Bedrohung von innen – der Rückzug Europas von einigen seiner fundamentalsten Werte – Werte, die es mit den Vereinigten Staaten von Amerika teilt.
Ich war überrascht, als kürzlich ein ehemaliger EU-Kommissar im Fernsehen auftrat und sich offenbar darüber freute, dass die rumänische Regierung gerade eine ganze Wahl annulliert hatte. Er warnte, dass, falls die Dinge nicht nach Plan laufen, genau das Gleiche auch in Deutschland passieren könnte. Solch leichtfertige Äußerungen sind für amerikanische Ohren schockierend. Seit Jahren wird uns gesagt, alles, was wir finanzieren und unterstützen – von unserer Ukraine-Politik bis hin zur digitalen Zensur – geschehe im Namen unserer gemeinsamen demokratischen Werte. Doch wenn wir sehen, dass europäische Gerichte Wahlen aufheben und hochrangige Funktionäre damit drohen, dies wieder zu tun, dann sollten wir uns fragen, ob wir uns selbst an entsprechend hohe Maßstäbe halten. Und ich sage „uns selbst“, weil ich fest davon überzeugt bin, dass wir auf derselben Seite stehen. Wir müssen mehr tun, als nur über demokratische Werte zu reden; wir müssen sie auch leben.
In lebendiger Erinnerung vieler hier im Raum stand der Kalte Krieg für die Verteidigung der Demokratie auf diesem Kontinent gegen starke tyrannische Kräfte. Überlegen Sie einmal, welche Seite in diesem Konflikt Dissidenten zensierte, Kirchen schloss, Wahlen annullierte. Waren das die Guten? Ganz sicher nicht – und Gott sei Dank haben sie den Kalten Krieg verloren. Sie verloren, weil sie weder die Freiheit noch die außergewöhnlichen Segnungen der Freiheit schätzten oder respektierten: die Freiheit zu überraschen, Fehler zu machen, zu erfinden und zu bauen. Es stellte sich heraus, dass man Innovation oder Kreativität nicht verordnen kann, genauso wenig wie man Menschen vorschreiben kann, was sie denken, fühlen oder glauben sollen. Und wir glauben, dass diese Dinge eng miteinander verknüpft sind.
Wenn ich heute auf Europa blicke, ist mir leider manchmal unbegreiflich, was aus einigen der Gewinner des Kalten Krieges geworden ist. Ich schaue nach Brüssel, wo EU-Kommissare den Bürgern drohen, soziale Medien in Zeiten von Unruhen abzuschalten oder sobald sie etwas entdecken, das sie als „hasserfüllte Inhalte“ einstufen. Oder hier in diesem Land, wo die Polizei Razzien gegen Bürger durchführte, die verdächtigt wurden, antifeministische Kommentare im Internet gepostet zu haben, als Teil eines sogenannten „Aktionstags gegen Frauenhass im Netz“. Ich schaue nach Schweden, wo die Regierung vor zwei Wochen einen christlichen Aktivisten verurteilte, weil er an Koranverbrennungen beteiligt gewesen war, die zur Ermordung seines Freundes führten. Der Richter dieses Verfahrens stellte in beunruhigender Weise fest, dass die schwedischen Gesetze zum vermeintlichen Schutz der Meinungsfreiheit in Wirklichkeit kein – Zitat – „Freifahrtschein seien, Taten zu begehen oder Worte zu verbreiten, die gegen einen Glauben gerichtet sind und das Risiko in sich tragen, eine Gruppe zu beleidigen, die diesen Glauben vertritt.“
Und vielleicht am beunruhigendsten ist der Blick auf unsere sehr lieben Freunde im Vereinigten Königreich, wo das Abrücken von Gewissensrechten insbesondere die Grundfreiheiten religiöser Briten ins Fadenkreuz gerückt hat. Vor etwas über zwei Jahren klagte die britische Regierung Adam Smith-Connor an – einen 51-jährigen Physiotherapeuten und Armee-Veteranen – wegen des abscheulichen Verbrechens, 50 Meter von einer Abtreibungsklinik entfernt für drei Minuten still zu beten. Er behinderte niemanden, interagierte mit niemandem – er betete nur still für sich alleine. Als die britischen Ordnungskräfte ihn entdeckten und wissen wollten, wofür er bete, antwortete Adam schlicht, dass er für den ungeborenen Sohn bete, den er und seine damalige Freundin vor Jahren abgetrieben hatten.
Die Polizisten waren davon nicht beeindruckt: Adam wurde schuldig gesprochen, gegen das neue „Pufferzonen“–Gesetz verstoßen zu haben, das stilles Beten und andere Handlungen, die die Entscheidung einer Person beeinflussen könnten, innerhalb von 200 Metern um eine Abtreibungseinrichtung kriminalisiert. Er wurde dazu verurteilt, Tausende Pfund an Gerichtskosten für die Staatsanwaltschaft zu zahlen. Ich wünschte, ich könnte sagen, dies sei ein Ausrutscher, ein verrückter Einzelfall eines schlecht formulierten Gesetzes, das nur bei einer Person angewandt wurde. Aber das ist es leider nicht. Im vergangenen Oktober, also vor wenigen Monaten, begann die schottische Regierung, Briefe an Bürger zu verteilen, deren Häuser in jenen sogenannten „Pufferzonen“ lagen. Darin hieß es, dass selbst privates Beten im eigenen Zuhause möglicherweise einen Gesetzesverstoß darstelle. Natürlich ermutigte die Regierung die Leser, jeden Mitbürger zu melden, der vermeintlich eines Gedankenverbrechens schuldig sein könnte.
In Großbritannien und in ganz Europa ist die Redefreiheit, so fürchte ich, auf dem Rückzug. Der Höflichkeit – und auch der Wahrheit halber – gebe ich zu, dass die lautesten Rufe nach Zensur manchmal nicht aus Europa, sondern aus meinem eigenen Land gekommen sind. Dort hat die vorherige Regierung soziale Medienunternehmen unter Druck gesetzt, angebliche „Fehlinformationen“ zu zensieren – zum Beispiel die Idee, dass das Coronavirus höchstwahrscheinlich aus einem Labor in China entkommen sein könnte. Unsere eigene Regierung drängte private Unternehmen, Menschen zum Schweigen zu bringen, die eine Ansicht äußerten, die sich letztlich als offensichtliche Wahrheit herausstellte.
Ich stehe also heute hier nicht nur mit einer Beobachtung, sondern auch mit einem Angebot. So versessen die Biden-Regierung auch darauf gewesen sein mag, Menschen zum Schweigen zu bringen, die ihre Meinung äußern, so sehr wird die Trump-Regierung genau das Gegenteil tun. Und ich hoffe, wir können hier zusammenarbeiten. In Washington weht inzwischen ein anderer Wind, und unter der Führung von Donald Trump gilt: Wir mögen nicht Ihrer Meinung sein, aber wir werden dafür kämpfen, dass Sie diese Meinung in der Öffentlichkeit frei äußern dürfen – ob wir zustimmen oder nicht.
Wir sind inzwischen an einem Punkt angekommen, an dem Rumänien im Dezember kurzerhand das Ergebnis einer Präsidentschaftswahl annuliert hat – mit der fadenscheinigen Begründung, ein Geheimdienst habe irgendwelche Verdachtsmomente geäußert, und unter enormem Druck der Nachbarn auf dem Kontinent. Soweit ich es verstehe, lautete das Argument, russische Desinformation habe die rumänischen Wahlen durchdrungen. Doch ich möchte meine europäischen Freunde bitten, doch etwas Maß zu halten. Man kann durchaus der Meinung sein, dass es falsch ist, wenn Russland Social-Media-Anzeigen kauft, um Wahlen zu beeinflussen – das finden wir auch. Man kann das auf internationaler Bühne verurteilen. Aber wenn Ihre Demokratie durch ein paar Hundert Dollar an digitalen Werbeanzeigen eines fremden Landes zerstört werden kann, dann war sie ohnehin nicht besonders stark.
Die gute Nachricht ist, dass ich Ihre Demokratien für deutlich belastbarer halte, als viele offenbar befürchten. Und ich glaube wirklich, dass es sie nur stärker macht, wenn wir unseren Bürgern erlauben, offen zu reden. Damit kommen wir zurück nach München, wo die Organisatoren eben dieser Konferenz Abgeordnete populistischer Parteien sowohl von links als auch von rechts von der Teilnahme an diesen Gesprächen ausgeschlossen haben. Und noch einmal: Wir müssen nicht alles – oder überhaupt irgendetwas – gutheißen, was diese Personen sagen. Aber wenn sie politische Führungspositionen innehaben und wichtige Wählergruppen vertreten, ist es unsere Aufgabe, mit ihnen zumindest in einen Dialog zu treten.
Für viele von uns jenseits des Atlantiks wirkt das immer deutlicher wie alte, etablierte Interessen, die sich hinter hässlichen Begriffen aus Sowjetzeiten wie „Fehlinformation“ und „Desinformation“ verstecken, weil sie einfach nicht wollen, dass jemand mit einer anderen Sichtweise seine Meinung ausspricht – oder, Gott bewahre, anders wählt oder sogar eine Wahl gewinnt. Dies ist eine Sicherheitskonferenz, und ich bin mir sicher, dass viele von Ihnen hergekommen sind, um darüber zu sprechen, wie genau Sie die Verteidigungsausgaben in den nächsten Jahren im Einklang mit einem neuen Ziel erhöhen werden. Und das ist großartig, weil Präsident Trump mehr als deutlich gemacht hat, dass wir der Meinung sind, unsere europäischen Freunde müssten eine größere Rolle in der Zukunft dieses Kontinents spielen. Sie kennen das Schlagwort „Lastenverteilung“ – und wenn wir ein gemeinsames Bündnis sind, halten wir es für wichtig, dass sich Europa mehr engagiert, während Amerika sich auf jene Regionen der Welt konzentriert, die in großer Gefahr sind.
Doch lassen Sie mich Sie auch fragen: Wie wollen Sie überhaupt über solche Budgetfragen nachdenken, wenn wir gar nicht wissen, was wir eigentlich verteidigen? Ich habe bereits viele Gespräche geführt und viele großartige Diskussionen mit Anwesenden im Raum gehabt. Dabei habe ich viel darüber gehört, wogegen Sie sich verteidigen müssen – und das ist natürlich wichtig. Doch was mir weniger klar erscheint, und was sicher auch vielen Bürgern in Europa nicht wirklich klar ist: WOFÜR verteidigen Sie sich eigentlich? Was ist die positive Vision, die diesen gemeinsamen Sicherheitsbund, den wir alle für so wichtig halten, belebt?
Ich bin fest davon überzeugt, dass es keine Sicherheit geben kann, wenn man Angst vor den Stimmen, den Meinungen und dem Gewissen der eigenen Bevölkerung hat. Europa sieht sich vielen Herausforderungen gegenüber, doch die Krise, vor der dieser Kontinent derzeit steht – und ich glaube, wir stehen gemeinsam davor –, ist eine, die wir selbst verursacht haben. Wenn Sie vor Ihren eigenen Wählern davonlaufen, kann Amerika nichts für Sie tun. Und ebenso wenig können Sie irgendetwas für das amerikanische Volk tun, das mich und Präsident Trump gewählt hat. Sie brauchen starke demokratische Mandate, um in den kommenden Jahren irgendetwas Wertvolles zu erreichen. Haben wir denn gar nichts gelernt? Schwache Mandate führen zu instabilen Ergebnissen. Aber es gibt so viel Wertvolles, das wir erreichen könnten, wenn wir ein wirklich starkes demokratisches Mandat haben, das aus dem echten Hören auf die Bürger erwachsen kann.
Wenn Sie wettbewerbsfähige Volkswirtschaften haben wollen, wenn Sie bezahlbare Energie sicherstellen und sichere Lieferketten erhalten möchten, brauchen Sie ein starkes Regierungsmandat – denn dafür muss man schwierige Entscheidungen treffen. Das wissen wir in den USA sehr gut. Und ein demokratisches Mandat können Sie nicht gewinnen, indem Sie Ihre Gegner zensieren oder sie ins Gefängnis stecken – sei es der Oppositionsführer, eine bescheidene Christin, die im Stillen zu Hause betet, oder ein Journalist, der versucht, Nachrichten zu verbreiten. Man kann es auch nicht gewinnen, wenn man den Wählerwillen zu zentralen Fragen ignoriert, etwa dazu, wer Teil unserer gemeinsamen Gesellschaft sein darf.
Und von all den drängenden Herausforderungen, denen sich die hier vertretenen Nationen stellen müssen, halte ich Massenmigration für die dringendste. Heute stammt fast jeder Fünfte, der in diesem Land lebt, aus dem Ausland. Das ist natürlich ein historischer Höchststand. In den Vereinigten Staaten ist es ähnlich – ebenfalls ein historischer Höchststand. Die Zahl der Einwanderer, die aus Nicht-EU-Ländern in die EU gekommen sind, hat sich zwischen 2021 und 2022 verdoppelt, und sie ist seither weiter gestiegen. Wir alle wissen, diese Lage ist nicht aus dem Nichts entstanden, sondern das Ergebnis einer Reihe bewusster Entscheidungen, die Politiker überall auf dem Kontinent und anderswo in der Welt über einen Zeitraum von zehn Jahren getroffen haben.
Die Schrecken, die diese Entscheidungen verursacht haben, sahen wir gestern hier in dieser Stadt. Und ich kann das nicht erwähnen, ohne an die schrecklichen Opfer zu denken, denen an einem schönen Wintertag in München das Leben zerstört wurde. Unsere Gedanken und Gebete sind bei ihnen und werden es bleiben. Doch warum ist das überhaupt geschehen? Es ist eine schreckliche Geschichte, aber eine, die wir in Europa schon viel zu oft und leider auch in den USA schon zu oft gehört haben: Ein Asylbewerber, meist ein junger Mann Mitte 20, der den Behörden bereits bekannt ist, rast mit einem Auto in eine Menschenmenge und reißt eine Gemeinschaft ins Unglück. Wie oft müssen wir noch solche entsetzlichen Vorfälle erleben, bevor wir umsteuern und unsere gemeinsame Zivilisation in eine neue Richtung führen?
Kein Wähler auf diesem Kontinent ist zur Wahl gegangen, um die Schleusen für Millionen unüberprüfter Einwanderer zu öffnen. Aber wissen Sie, was die Wähler sehr wohl getan haben? In England stimmten sie für den Brexit – und ob man das mag oder nicht, sie haben so entschieden. Und mehr und mehr Menschen in ganz Europa wählen politische Führungen, die versprechen, die außer Kontrolle geratene Migration zu beenden. Ich persönlich teile viele dieser Bedenken, aber man muss das nicht so sehen wie ich. Ich denke einfach, dass die Menschen sich um ihre Heimat sorgen, um ihre Träume, um ihre Sicherheit und darum, sich selbst und ihre Kinder ernähren zu können. Und sie sind klug. Das ist eine der wichtigsten Lektionen, die ich in meiner kurzen politischen Karriere gelernt habe. Entgegen dem, was man vielleicht ein paar Berge weiter in Davos hört, sehen sich die Bürgerinnen und Bürger unserer Nationen nicht als „erziehbare Tiere“ oder als austauschbare Zahnräder in einer globalen Wirtschaft. Es überrascht nicht, dass sie nicht gelenkt oder von ihren Führungen permanent ignoriert werden wollen.
Und es ist Aufgabe der Demokratie, diese großen Fragen an der Wahlurne auszuhandeln. Ich glaube, dass es nichts bringt, Menschen abzutun, ihre Sorgen zu ignorieren oder, schlimmer noch, Medien abzuschalten, Wahlen abzublasen oder Menschen vom politischen Prozess auszuschließen, um irgendetwas zu schützen. In Wirklichkeit ist es der sicherste Weg, die Demokratie zu zerstören. Seine Stimme zu erheben und Meinungen zu äußern, ist keine Wahlbeeinflussung – selbst wenn sich Leute außerhalb Ihres Landes äußern und selbst wenn sie sehr einflussreich sind. Und glauben Sie mir, ich meine das durchaus humorvoll: Wenn die amerikanische Demokratie zehn Jahre Greta-Thunberg-Ermahnungen überlebt hat, dann werden Sie ein paar Monate Elon Musk schon überstehen.
Was die deutsche oder irgendeine andere Demokratie – ob amerikanisch, deutsch oder europäisch – aber nicht überstehen wird, ist, Millionen von Wählern zu sagen, ihre Gedanken und Sorgen, ihre Hoffnungen und Bitten um Hilfe seien unangebracht oder nicht einmal wert, angehört zu werden. Demokratie fußt auf dem heiligen Prinzip, dass die Stimme des Volkes zählt. Es gibt dafür keine Hintertür. Entweder man hält an diesem Prinzip fest oder nicht.
Europäer, das Volk hat eine Stimme. Europäische Führungskräfte haben eine Wahl. Und ich bin überzeugt, wir müssen keine Angst vor der Zukunft haben. Man kann das annehmen, was das Volk einem sagt – auch wenn es überraschend ist und man nicht immer einverstanden ist. Tut man dies, kann man der Zukunft mit Gewissheit und Zuversicht entgegensehen und weiß, dass das Land – oder der Kontinent – hinter einem steht. Das ist für mich die große Magie der Demokratie. Sie liegt nicht in diesen steinernen Gebäuden oder den prachtvollen Hotels. Nicht einmal in den großartigen Institutionen, die wir gemeinsam in unserer Gesellschaft geschaffen haben. An die Demokratie zu glauben bedeutet, zu verstehen, dass jeder unserer Bürgerinnen und Bürger eine Weisheit besitzt und eine Stimme hat. Wenn wir aufhören, ihnen zuzuhören – selbst wenn wir in manchen Bereichen erfolgreich sind – werden wir nur wenig erhalten können.
Wie Papst Johannes Paul II., in meinen Augen einer der außergewöhnlichsten Verfechter der Demokratie auf diesem oder jedem anderen Kontinent, einst sagte: „Habt keine Angst.“ Wir sollten keine Angst vor unserem eigenen Volk haben, auch nicht, wenn es Ansichten vertritt, die der Führung widersprechen.
Vielen Dank, alles Gute Ihnen allen, und Gott segne Sie!„